Die Rückkeh des verruchten Grafen (extra-epilog)

Paris, Sommer 1741

Annalise stand auf dem Podest in einem durchsichtigen Nachthemd, das an strategischen Stellen tief ausgeschnitten war und kaum einen Teil ihres Körpers bedeckte. Ihre Brüste lugten aus dem Dekolleté hervor, ihre cremeweißen Arme waren von einer Gänsehaut überzogen. Blake kämpfte darum, sich zu beherrschen und sie nicht auf der Stelle zu nehmen. Er wünschte sich, er könnte zu ihr hinübergehen und sie von Kopf bis Fuß ablecken.

Er hätte sich nicht die Mühe gemacht, gegen seinen Hunger anzukämpfen, aber die Modistin hüpfte um Annalise herum, steckte Nadeln in den Stoff und nahm Maß.

Die ersten paar Tage ihrer Hochzeitsreise waren nicht ideal. Blake hatte sich auf der Fähre nicht sehr ruhig gefühlt. Er verfluchte seine Idee dieser Reise in dem Moment, als er das verdammte Fahrzeug sah. Die Erinnerungen an seine Folterungen waren noch frisch in seinem Gedächtnis. Wenigstens war Annalise an seiner Seite.

Zumindest versuchte er, sich damit zu trösten. Er war davon überzeugt, dass er mit Annalise an seiner Seite die Welt erobern konnte. Und vielleicht würde er das auch tun, wenn sie nicht die meiste Zeit der Reise damit verbringen würde, sich zu übergeben. 

Zuerst hatten sie geglaubt, dass ihr vom Reisen selbst schlecht geworden wäre, aber auch nach ein paar Tagen in Paris ließ die Übelkeit nicht nach. Blake war zu Tode erschrocken gewesen. Immerhin hatte sich Annalise vor ihrer verdammten Reise nicht krank gefühlt. Also gingen sie in Paris zu Ärzten und Heilern, aber alle sagten, das sei normal, wenn man in einem heiklen Zustand sei. Sie sagten auch, dass sie vielleicht nicht hätten verreisen sollen, während Annalise schwanger war. Sie versicherten jedoch, dass Annalise und das Baby gesund seien. Und das Einzige, was zu tun war, war ausruhen und warten.

So kam es, dass sie, nachdem sie die englische Küste verlassen hatten, drei Wochen lang die Straßen von Paris erkundeten, anstatt die Opernhäuser in Venedig zu besuchen.

Als es Annalise besser ging, erinnerte sie ihn daran, dass sie in Paris die Modistinnen besuchen wollte. Da waren sie also, sie probierte anzügliche Outfits an und verführte ihn.

Die Modiste richtete sich auf und musterte Annalise. »Ich muss noch mehr Stoff von hinten holen«, sagte sie auf Französisch und verschwand im Hinterzimmer.

Blake stand auf, seine Muskeln protestierten, nachdem er ein paar Stunden im Sitzen verbracht hatte, und ging auf seine Frau zu.

»Du siehst exquisit aus«, sagte er mit leiser Stimme und legte seine Hand auf ihren leicht gerundeten Bauch.

»Wirklich?« Annalise richtete ihre verletzlichen Augen auf ihn. »Ich fühle mich wie ein gestopfter Truthahn.«

Blake lachte bellend auf. Dann senkte er den Kopf. »Aber du bist mein gestopfter Truthahn«, sagte er und küsste sie auf die Lippen.

Annalise schmolz mit ihm zusammen, bevor ein gedämpftes Lachen ihre Lippen verließ. »Das ist kein Kompliment.«

»Ist es das nicht?« Blakes Blicke verließen den Mund seiner Frau nicht.

Seine Hand wanderte zu ihrem Rücken, dann packte er sie an den Hinterbacken und zog sie näher an seinen Körper heran, so dass sein erregter Körper an ihren Bauch stieß. »Ich glaube schon«, sagte er und küsste sie tief.

Annalise gab unter dem Ansturm seiner Küsse schnell nach und stöhnte bald in seinen Mund. Hinter ihnen ertönte ein Geräusch, und Annalise sprang zurück, wobei ihre Wangen vor Verlegenheit glühten. Ihre Augen leuchteten, und ihre Lippen waren von seinen Küssen geschwollen.

Sie sah absolut köstlich aus.

»Pardon, Madame«, wandte sich Blake an die Modistin. »Meine Frau sieht in diesem neuen Kleid zu verführerisch aus.«

»Oh, kein Pardon nötig, Monsieur. Nicht für einen Kuss.«

Blake zwinkerte Annalise zu, und sie erwiderte mit einem missbilligenden Blick.

»Ich möchte zehn, nein zwanzig weitere Kleider von Ihnen, Madame«, sagte Blake grinsend.

»Zwanzig?« Annalise blieb der Mund offen stehen.

»Ja«, murmelte Blake. »In verschiedenen Stilen, Farben und … Größen. Meine Frau wird bald so groß wie ein gestopfter Truthahn sein.«

»Blake!« Annalises Wangen färbten sich tiefrot.

»Oh, ich verstehe.« Die Modiste lachte und fuhr fort, die notwendigen Messungen vorzunehmen, während Blakes Frau ihm mit den Augen drohte.

Einige Minuten später gingen sie mit gemächlichen Schritten auf ihr Hotel zu.

Annalise holte tief Luft und sah sich um. »Ich mag es in Paris.«

»Ja? Bist du nicht froh, dass wir nicht nach Venedig gefahren sind?«

Annalise stieß ein Lachen aus. »Nein, nicht froh, aber auch nicht verärgert. Ich genieße es, dass wir Zeit für uns haben, egal wo wir sind.« Sie lächelte ihn verschmitzt an.

Blake beugte sich vor und küsste sie auf die Schläfe.

Annalise schnappte überrascht nach Luft. »Blake! Wir sind mitten auf der Straße!«

»Es ist Paris, meine liebe Gräfin, nicht das spießige England. Ich kann dich küssen, wo ich will.«

Annalise gluckste und tippte ihm vorwurfsvoll mit ihrem Fächer auf den Arm. »Achten Sie auf Ihr Benehmen, Mylord. Oder wir werden das skandalöseste Paar Englands werden.«

»Sind wir das noch nicht?« Blake runzelte die Stirn. »Dann haben wir einiges nachzuholen.«

Annalise lachte, und sie betraten kichernd ihr Hotel.

»Monsieur le Comte! Une lettre pour vous!« Der Hotelbesitzer hielt Blake und Annalise auf.

»Ein Brief? Merci!« Blake nahm den Umschlag und las die Vorderseite. »Der ist für dich«, sagte er und reichte seiner Frau den Umschlag.

»Von wem?«

»Er ist von Lady Caroline.«

»Oh!« Annalises Gesichtsausdruck hellte sich auf, und sie nahm Blake den Brief aus den Händen. 

Die Berührung ließ seinen Körper kribbeln, und Blake konnte es kaum erwarten, auf sein Zimmer zu gehen und sich mit seiner Frau zu vergnügen.

Annalise schien seine Aufregung nicht zu teilen. Sie war zu sehr mit dem Brief beschäftigt. Sie öffnete den Umschlag gleich hier im Foyer und las, während ihre Augen über die Seite glitten. 

»Oh, je!«, rief sie aus. »Wir müssen zurück nach England!«

Blake runzelte die Stirn. »Warum? Was ist denn los?«

»Caroline wird in einer Woche Kensington heiraten!«

Verwirrende Gefühle überkamen Blake, als er darüber nachdachte, was das bedeutete. Nun gut. Ein kurzes Schäferstündchen und dann zurück nach England, beschloss er.

Ende

Vielen Dank für das Lesen des zweiten Epilogs von »Die Rückkehr des verruchten Grafen«. Ich hoffe, es hat dir gefallen!

Hol dir unbedingt Buch 2, Die Geheimnisse des verruchten Viscounts.

Danke!

Published by sadiebosque

Sadie Bosque is a pen name, or an alter ego, if you like, of a sheltered young woman from outskirts of the World. The author uses her secret identity to write steamy historical romance novels by night, hoping to create the perfect escape for people like her. Extremely introverted, the author likes her privacy, but will divulge her writing process and ideas on her social media.

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